Chronik

Überblick über die Entstehung und die Geschichte des Schützenvereins St.Sebastian-Schützenbruderschaft 1890 e.V. Bentfeld

 

Die Schützenbruderschaft Bentfeld wurde 1890 gegründet. Seit ihrem Bestehen ist sie attraktiv geblieben, hat immer engagierte Mitglieder gefunden, die nicht nur eine alte Tradition weiterführen wollten, sondern auch zur Gemeinschaft unseres Dorfes beigetragen haben, oft auch in schwierigen Zeiten. Im Folgenden sollen Geschichte und Ereignisse des Vereins aufgezeichnet werden, um ein Bild von der St. Sebastian-Schützenbruderschaft Bentfeld darzustellen.

Erster schriftlicher Hinweis auf das Bestehen des Schützenvereins taucht 1930 in der Gemeindechronik auf, Zitat: „Am 6.Juli feierte der hiesige Schützenverein sein 40-jähriges Bestehen“.

Aber auch die im Jahre 1936 angeschaffte erste Königskette weist auf das Gründungsjahr 1890 hin.

Ein Foto – vermutlich um das Jahr 1905 – zeigt den jungen Bentfelder Schützenverein, angetreten zum Schützenfest vor der Gastwirtschaft Güniker. Um 1900, das war die Zeit Kaiser Wilhelm II. Die Menschen waren begeistert für die Monarchie. Der Kulturkampf war gescheitert; im Paderborner Land gab es Aufbruchsstimmung.Der Lebensstandard besserte sich allgemein und da kam auch in Bentfeld der Wunsch auf, ein zünftiges Schützenfest zu feiern. So kam es im Jahre 1890 zur Gründung eines Bürgerschützenvereins, dessen einzige Aufgabe die Gestaltung eines Schützenfestes war. Wahrscheinlich war es in Bentfeld überhaupt der Anfang, ein gemeinsames Fest für alle Dorfbewohner zu feiern. Andere Feste,wie Hochzeiten oder Erntedank, fanden wohl auf der Tenne des jeweiligen Bauer statt.  

Das auch militärisches Reglement dem Schützenfest eine besondere Note gab, entsprach dem damaligen Zeitgeist, zumal ja auch Schützen im Mittelalter militärische Aufgaben übernommen hatten. Eine mittelalterliche Befestigungsanlage mußte ja auch verteidigt werden. Hierfür waren häufig die Bürgerwehren zuständig, die aber oft mangels guter Ausbildung einem organisiertem Heer wehrlos gegenüber standen. Deshalb erhielten waffenfähige, tüchtige und brauchbare Männer eine besondere Ausbildung. In der Not sollten sie für die Verteidigung der Gemeinschaft bereitstehen. Sie gehörten zu einer Art Elitekorps, das nach allerlei Namengebung im Volke den Namen „Schützen“ erhielt.

Zu der Ausbildung gehörte sicherlich das Übungsschießen mit der Waffe. Doch von Zeit zu Zeit wurde auch der beste Schütze ermittelt, der dann als Schützenkönig das Abzeichen der Schützen (Kleinod) zu tragen hatte. Ein Wandel trat bei den Schützen im Jahre 1937 ein im Zuge der 1933 vollzogenen Machtergreifung der Nationalsozialisten. Die NS-Partei wollte mit der neuen Weltanschauung alle Menschen durchdringen, auch alle Verbände, Vereine und Gruppen. Die Gleichschaltung betrieben die braunen Machthaber systematisch. 

Bei den kirchlichen Vereinen übte man noch ein bißchen Zurückhaltung, zumal die Hitlerbewegung ihre Ziele gerade für den Christen als besonders erstrebenswert darzustellen versuchte. Auch die Bentfelder Schützen mußten sich 1937 beugen. Unter dem Vorsitz des Kreisgebietsleiters, des Bürener Landrats, änderte die Schützenversammlung die personelle Besetzung des Vorstandes und faßte den Beschluß, sich mit 71 Vereinen aus dem Hochstift Paderborn dem Westfälischen Heimatbund anzuschließen. Der neue Name: „Heimatschutzverein Bentfeld“.Die andere Möglichkeit, dem Deutschen Schützenbund beizutreten, wurde nicht erwogen. Hier vermuteten die Schützen wohl noch einen größeren Einfluß als beim Westf. Heimatbund. So mußten sich auch die Bentfelder Schützen in einen von der nationalsozialistischen Weltanschauung abgesteckten Rahmen einordnen, oder besser gesagt, sie wurden eingeordnet.

Das Schützenfest hieß jetzt „Heimatfest“, wurde aber noch so wie früher  gefeiert. Zwar konnte 1938 noch der Vogel geschossen werden, das Schützenfest mußte aber wegen der Maul- und Klauenseuche ausfallen. 
Ein Jahr später wurde deshalb zwei Tage Schützenfest gefeiert.

Allerdings war Nolten Saal wegen Getreidelagerung nicht benutzbar, denn die Rekordernte des Jahres 1938 konnte nur untergebracht werden durch Beschlagnahme privater Säle und Hallen.Der damalige Gastwirt Nolte stellte daraufhin seine Wiese zur Verfügung.Auf dieser wurde ein Zelt aufgestellt, in dem dann ein zünftiges Schützenfest gefeiert wurde. 
Zu den Gästen zählten auch viele Soldaten aus den umliegenden Garnisonen. Die Bentfelder „Jungs“ mußten sich daher beim Tanzen sehr um die Mädchen bemühen.

Am 1. September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Jegliche Vereinsarbeit kam zum Erliegen. Schützen wurden zum Wehrdienst einberufen und mancher ist aus diesem brutalen und menschenverachtenden Krieg nicht in die Heimat zurückgekehrt. 

Die Namen der gefallenen Soldaten der 3 letzten Kriege, die Vermißten und die an den Folgen des Krieges Verstorbenen, sind an unserm Ehrenmal in Stein festgehalten. Im Mai 1945 war dann mit dem verlorenen Krieg die Diktatur zu Ende. Nun mußten sich die Menschen einneues Leben aufbauen. So fand am 3. April 1949 nach 10­jähriger Unterbrechung die erste Generalversammlung der Schützen statt. Ein neuer Vorstand wurde gewählt, ein neuer Name wurde gefunden: “St.Sebastian-Schützenbruderschaft Bentfeld”. Ferner beschlossen die Schützen den Anschluß an die Schützenbruderschaften der Erzdiözese Paderborn. Verwirklicht wurde dieser Beschluß erst im Jahre 1960 mit dem Beitritt zum „Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V ”. Der Name der Bruderschaft macht  eine enge Anlehnung der Schützen an die örtliche kath. Kirche deutlich. Eine freiwillige, kirchliche Vereinigung, die den Zweck hat, ihre Mitglieder zur religiösen Vervollkommnung und zu Werken der Nächstenliebe anzuhalten.

 

Als Schutzpatron erkoren sich die Schützen einen Heiligen. In Bentfeld ist das der hl. Sebastian, ein römischer Märtyrer der diokletianischen Christenverfogung. Nach der Legende war Sebastian Kommandeur der kaiserlichen Leibgarde in Rom. Als Christ wurde er mit Pfeilen erschossen und für tot gehalten, nach seiner Genesung aber wegen seines Bekenntnissses zum Christentum mit Keulen erschlagen. Im Mittelalter als Pestpatron zur Pflege der Pestkranken verehrt, gilt er auch als Schutzheiliger der Schützengilden u. Bruderschaften.

Die äußere Form des Schützenfestes ist heute zwar eine ganz andere, doch inhaltlich gibt es Übereinstimmungen, nämlich Gemeinschaft zu pflegen und Freude zu bereiten. Vor allem werden die Ideale, in der Satzung deutlich: „Glaube, Sitte,Heimat.“ das Glaubensgut weiterzutragen, die Würde des Menschen zu achten, unsere Heimat zu pflegen und zu  erhalten. 

Als christlich ausgerichtete Bruderschaft möchte ich hier noch die folgenden Aktivitaten erwähnen, bei denen die Schützen immer stark vertreten sind:
Die Begleitung des Allerheiligsten am Fronleichnamstag.
Die Teilnahme an der Landolinusprozession in Boke.
Die Gestaltung des Volkstrauertages mit der örtlichen Feuerwehr. 
Die Betreuung unserer älteren Mitbürger gemeinsam mit der Kath. Frauengemeinschaft am Seniorennachmittag. 

Weiterhin wollen die Schützen natürlich mit der Dorfgemeinschaft ein zünftiges Schützenfest feiern, bei der alte überlieferte Traditionen und gemeinschaftlicher Frohsinn an erster Stelle stehen sollen.


Schützenbruderschaften heute? Stimmen die Ziele noch?

Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Gäbe es in Bentfeld keine Schützenbruderschaft, müsste sie gegründet werden. Wer könnte sich heute das Gemeinschaftsleben in unserm Dorf überhaupt noch vorstellen ohne unsere Schützen. Ihre Aktivitäten sind nicht nur eine Bereicherung dörflichen Lebens, sondern geradezu eine Notwendigkeit. In unserer schnelllebigen Zeit, in der die Spaßgesellschaft nur noch über Geld und Macht spricht, sind unsere Vereine besonderes in die Pflicht genommen, gemeinschaftliches Tun zu fördern und dörfliches Leben zu pflegen. Die Schützerbruderschaft nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Sie bleibt ihrer Satzung treu: Glaube,Sitte, Heimat. Es gilt, diese Werte immer wieder neu mit Leben zu erfüllen.


Quelle:

Festschrift zum 90 jährigen Jubiläum der St. Sebastian Schützenbruderschaft 1890 e. V. Bentfeld.
Festschrift zum 100 jährigen Jubiläum der St. Sebastian Schützenbruderschaft 1890 e. V. Bentfeld.
Besonderer Dank gilt Herrn Werner Trienens für seine umfangreichen Recherchen, die diese Festzeitschriften ermöglicht haben.